Loslassen im Gedong Songo

 

Er faucht wie ein Tiger, der Berg Ungaran

Und stößt heiße Schwefeldämpfe aus

Hoch oben über dem Tiefland von Java

Ein Silbersee blinkt von unten hoch.

 

Auch der Motor von Ahmeds Auto

Stöhnte und dampfte, gab auf weit vor dem Ziel,

das ich dann zu Fuss erreichte,

die Strassen sind zu steil hier am Himmelssaum

 

Wolken umschmeicheln den Berg,

erst hüllen sie ganz sanft die Tempel ein

die hier seit tausend Jahren

im Terassengartenparadies stehen

 

Dann zeigen sie ihre andere Seite,

schütten Wassertropfenmassen

in die dampfenden Schluchten

und zausen die Pinien oben am Steilhang

 

Ich rette mich in einen der Tempel

Und schaue hinaus, um nichts zu sehen

Ausser Nebel, Dampf und Wasser

Und weiss doch, dass da draussen die Welt ist

 

Die freundlichen Menschen von Java

So reich an Herzlichkeit,

ein „Selamat siang“ und sie strahlen

und wünschen einen guten Weg

 

Vergessen sind alte Ängste

Das Klammern an die scheinbaren Sicherheiten

Des früheren Lebens

Ich lasse los und gleite singend

 

Durch die Schwaden von Tempel zu Tempel

Über die Serpentinenwege durch die hängenden Gärten

In denen schönste Früchte wachsen

Und heisse rote Bäche fliessen

 

Geniesse den Zauber des Landes

Hier, wo seit Urzeiten unsere Vorfahren

Einen Sitz der Götter ahnen

Und Dankbarkeit zelebrieren

 

Vertraue ich mich dem Webnetz des Friedens an

Und webe mit daran;

erwidere das Lächeln der Schnitterin

Des Holzhackers

 

und der muslimischen Frauen

Unten im Dorf,

wo nur der SingSang des Muezzin

den Nebel durchdringt.

 

Und den Hühnern die Hauptstrasse gehört

Sowie den Kindern

Die hier tollen und lachen mit mir

Nach dem Wolkenbruch

 

Weiter unten im Land, das ich singend durchwandere

finde ich sogar Ahmed wieder,

der hier lange gewartet hat

und mich sicher zurück zur Ebene geleitet.

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