Dschinni

 

Ein Dschinni schlummert im Morgennebel

Während im Osten Wolkenfedern sanft erröten

 

Wovon mag er träumen? Von den Zeiten Harun Al Raschids,

als Bagdad noch die Stadt der Handwerker, Händler und Märchenerzähler war?

 

Oder von der Zeit tausend Jahre später? In seiner Heimat wandern

Soldaten umher, mit schweren Waffen.

 

Mit donnernden Schiffen und fliegenden Teppichen aus der Fremde

Hergekommen und Märchen erzählend, warum sie hier seien

 

Die alten Märchen waren schöner, - und glaubhafter,

wie die von der listigen Dalilah. oder von Sindbad, dem Seefahrer

 

Oder träumt er von einer Zeit in tausend Jahren?

Von den neuen Märchen, die wir brauchen?

 

Denn die alten haben ausgedient,

taugen nicht für die Reise in die Zukunft.

 

Singen wir neue Lieder, schleichen wir mit den Füchsen durch die Wälder,

kraxeln mit den Eichhörnchen auf die Esche vorm Haus

 

lassen wir uns vom Wind in der rauschenden Krone wiegen,

und uns die Blätter des Lebens um die Nase wehen

 

statt uns von Lügenblättern und Flimmerschirmen das Hirn benebeln zu lassen

dann werden wir vielleicht neue, gute Märchen erfinden.

 

Der Dschinni blinzelt und illert zufrieden in den Morgenhimmel.

Blau-lila Federwölkchen künden einen guten Tag an.

 

Der Dschinni streicht versonnen seinen eisgrauen Bart,

der Sonnenball sticht seine Strahlen durch den kahlen Wald

 

sie spiegeln sich im Teich, wo sie von den Karpfen schon erwartet werden

Windräder drehn sich gemächlich und summen von einer neuen Zeit

 

In der wir uns besonnen haben werden, woher wir kommen

Und wohin wir gehören...

 

Wesen des Feuers und des Lichtes, wie wir, werden den Planeten besiedeln,

solange es Feuer und Licht gibt.

 

Ob Zweibeiner darunter sein werden, die ihren Babies weiter Märchen erzählen,

hängt von den Märchen ab, die wir uns heute ausdenken.

 

Denkt der Dschinni, nickt ein und beginnt laut zu schnarchen.

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