Vor dem Rapunzelschlosse
hoch über dem Muldetal
Da sitzen auf feurigem Rosse
Wir zwei- und der Mond scheint
fahl
Das Tier hat zwei weisse Flügel
Und schwebt mit uns über den
Fluss
Wir schauen auf Felsen und Hügel
Ich drück auf den Hals Dir nen Kuss
Die Fähre zum anderen Ufer
Liegt schlafend im Schosse der
Stadt
Und still schweigen auch noch
die Rufer
Die Wasser sie strömen ganz matt
Aus Nimbschen
vom Kloster dem hohen
Wo Nonnen die Fesseln gesprengt
Wo Käthe zum Luther geflohen
Wo Sage mit Wahrheit sich mengt
Am Flusse nach Nerchau wir gleiten
Ins Kindheitsparadies
In glückliche Märchenzeiten
Bevor uns die Mutter verließ
Sie schickte mich in die Ferne
Allein mit dem Schwesterlein
Wir hatten sie doch so gerne
Und wir waren noch so klein
Zurück im Rapunzelturme
Nach Jahrn
der vergeblichen Such
Bei Wettern und bei Sturme
Ist endlich vergessen der Fluch
Wie haben sie wieder gefunden
Die Liebe, verloren geglaubt
Nun zählen sie wieder die
Stunden
Und niemand sie uns mehr raubt